– Wenn Zahlen einfach nicht logisch sind

    Hast du manchmal das Gefühl, dass Mathe für dich besonders schwer ist – viel schwerer als für andere? Vielleicht fühlst du dich bei Zahlen oft unsicher, auch wenn du dich wirklich anstrengst. Dann kann es sein, dass du Dyskalkulie hast – eine besondere Schwierigkeit beim Rechnen.

    Aber keine Sorge: Du bist damit nicht allein. Und vor allem – man kann dir helfen! In diesem Beitrag erfährst du alles, was du wissen solltest.

    Was ist eine Dyskalkulie?

    Dyskalkulie (man sagt auch „Rechenschwäche“) ist eine Lernstörung. Das bedeutet: Dein Gehirn verarbeitet Zahlen anders als bei anderen. Dinge wie 2 + 3, das kleine Einmaleins oder das Abschätzen von Mengen können dir dabei schwerfallen.

    Das liegt nicht daran, dass du weniger klug bist – überhaupt nicht! Viele Kinder mit Dyskalkulie sind in anderen Bereichen sogar sehr kreativ oder besonders aufmerksam. Dein Gehirn tickt einfach ein bisschen anders.

    Wie wird eine Dyskalkulie festgestellt?

    Bevor dir jemand helfen kann, muss zuerst herausgefunden werden, ob du wirklich eine Dyskalkulie hast. Dafür gibt es eine richtige Untersuchung, die man „Diagnostik“ nennt. Sie besteht aus mehreren Teilen:

    1.) Gespräch mit deinen Eltern

    Zuerst sprechen Fachleute mit deinen Eltern. Dabei geht es darum, wann deine Probleme mit Mathe angefangen haben und was dir besonders schwerfällt. Ein erster Ansprechpartner wäre zum Beispiel dein Kinderarzt oder ein Kinder-/Jugendpsychologe.

    2.) Intelligenztest

    Meistens wird auch ein Intelligenztest gemacht. Der zeigt, wie dein Gehirn grundsätzlich arbeitet. Das ist wichtig, um zu wissen, ob es bei dir wirklich nur um Mathe geht – oder ob du vielleicht einfach ganz anders denkst.

    3.) Rechentest

    Dann kommt der wichtigste Teil: Der Rechentest!
    Dabei wirst du gebeten, verschiedene Matheaufgaben zu lösen – manchmal ganz einfache Dinge, wie das Zählen oder Mengen erkennen. Dabei wird genau geschaut, welche Schritte dir leichtfallen – und wo du Hilfe brauchst. Es geht nicht darum, „gut“ zu sein – sondern zu zeigen, wie du denkst und rechnest.

    4.) Weitere Tests (wenn nötig)

    Wenn die Fachleute merken, dass du vielleicht auch andere Schwierigkeiten hast – zum Beispiel mit der Aufmerksamkeit oder dass du oft traurig bist –, können noch weitere Tests gemacht werden. Nur, wenn man dich genau versteht, kann man dir wirklich helfen.

    Wichtig: Alle Tests, die dabei verwendet werden, müssen fair und wissenschaftlich geprüft sein – das nennt man „standardisiert“ und „normiert“.

    Was passiert, wenn keine Dyskalkulie festgestellt wird?

    Manchmal zeigt der Test: Du hast keine Dyskalkulie. Das bedeutet aber nicht, dass du dir alles nur einbildest – oder dass du dich einfach mehr anstrengen musst.

    Es kann viele andere Gründe geben, warum Mathe schwerfällt:

    • Vielleicht hattest du mal Unterricht, bei dem du nicht gut mitgekommen bist.
    • Vielleicht brauchst du mehr Erklärzeit oder eine andere Lernmethode.
    • Du fühlst dich im Unterricht oft gestresst.
    • Du hattest schlechte Erfahrungen in Mathe.
    • Oder dir fehlt einfach jemand, der Mathe so erklärt, wie du es brauchst.

    Auch ohne Diagnose kannst du tolle Unterstützung bekommen (z.B. in Form von Nachhilfe). Und es ist völlig okay, wenn dein Weg in Mathe anders aussieht als bei anderen.

    „Und wenn ich wirklich eine Dyskalkulie habe?“

    Dann brauchst du keine Angst zu haben – es gibt nämlich spezielle Therapien, die dir helfen können!

    Was hilft bei Dyskalkulie?

    Wenn du eine Dyskalkulie hast, ist das kein Weltuntergang. Es gibt viele Möglichkeiten, wie dir geholfen werden kann:

    • Lerntherapie oder spezielle Förderung: Du bekommst Übungen, die genau zu dir passen – mit kleinen Schritten und viel Geduld.
    • Hilfsmittel: Es gibt tolle Rechenhilfen, Lernspiele oder Apps, die das Rechnen üben einfacher machen.
    • Geduld und Verständnis: Du lernst in deinem Tempo – und das ist völlig okay!

    Viele Kinder mit Dyskalkulie merken schon nach einiger Zeit: „Hey, ich kann Mathe doch – nur eben auf meine Art.“

    Was ist eine Dyskalkulie-/Lerntherapie?

    In einer Dyskalkulie-Therapie bekommst du gezielte Unterstützung beim Rechnenlernen. Dabei geht es nicht nur um Matheaufgaben, sondern auch darum:

    • wie du besser mit deiner Angst oder Unsicherheit umgehst,
    • wie du dich wieder stark fühlst,
    • und wie du neue Lernstrategien entwickelst, die zu dir passen.

    Manche Kinder arbeiten dabei auch mit Therapeut*innen zusammen, die zusätzlich psychologisch geschult sind. Denn das Ziel ist, dass es dir im Kopf und im Herzen besser geht.

    Wichtig ist: Die Therapie sollte immer ganz genau zu deinen Schwierigkeiten passen – also nicht „einfach Mathe-Nachhilfe“, sondern wirklich auf Dyskalkulie zugeschnitten.

    Wer darf so eine Therapie machen?

    Leider ist „Lerntherapeut“ kein geschützter Beruf – das heißt: Nicht jeder, der sich so nennt, ist wirklich gut ausgebildet.

    Aber: Es gibt spezielle Therapeuten mit einer anerkannten Ausbildung – zum Beispiel mit dem Titel „Dyskalkulie-Therapeut*in nach BVL“. Der BVL ist ein großer Verband, der darauf achtet, dass Therapien gut und sicher sind.

    Wer bezahlt die Therapie?

    Eine Therapie kostet natürlich Geld. Aber es gibt Möglichkeiten, wie deine Eltern Unterstützung bekommen:

    1. Eingliederungshilfe vom Jugendamt

    Wenn du wegen deiner Rechenschwierigkeiten Gefahr läufst, seelisch belastet zu werden, können deine Eltern beim Jugendamt einen Antrag stellen (§35a SGB VIII). Dann übernimmt das Amt manchmal die Kosten – wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.

    2. Bildungspaket

    Wenn deine Familie bestimmte Leistungen (z. B. Wohngeld, ALG II) bekommt, kann das sogenannte Bildungspaket helfen. Das geht aber nur, wenn:

    • die Schule bestätigt, dass du Hilfe brauchst,
    • und die Schule dir keine eigene Förderung anbietet.

    Dann können deine Eltern beim Jobcenter oder Sozialamt einen Antrag stellen.

    Und wie geht es dann weiter?

    Wenn du die richtige Hilfe bekommst, kann sich ganz viel verändern:

    • Du merkst: Du bist nicht dumm. Du brauchst nur einen anderen Weg.
    • Mathe wird vielleicht nie dein Lieblingsfach – aber du bekommst wieder Vertrauen in dich.
    • Du lernst Schritt für Schritt das, was du bisher verpasst hast.

    Du bist nicht allein!

    Viele Kinder haben Schwierigkeiten mit Mathe. Wichtig ist, dass du dich traust, darüber zu sprechen – mit deinen Eltern, Lehrer*innen oder auch einem anderen Erwachsenen dem du vertraust. Je früher man etwas merkt, desto besser kann man dir helfen.

    Dyskalkulie ist keine Schande – sondern eine besondere Herausforderung, die man mit der richtigen Unterstützung meistern kann. Du bist einzigartig, und du kannst wachsen – auch mit Rechenschwierigkeiten!

    Und denk dran: Auch wenn bei dir keine Dyskalkulie festgestellt wurde, darfst du trotzdem sagen: „Mathe ist manchmal echt schwer für mich.“ Jeder hat seine eigenen Stärken – und manchmal brauchen wir einfach nur etwas mehr Zeit, eine andere Erklärung oder jemanden, der an uns glaubt. Du bist nicht weniger wert, nur weil du länger brauchst.